Babymassage

 

„Jedes Geschöpf ist mit einem anderen verbunden
und jedes Wesen wird durch ein anderes gehalten.“

Hildegard von Bingen

Jeder von uns kennt das Spiel, bei dem man am Rücken des anderen Buchstaben schreibt, oder einfache Dinge zeichnet - und der andere muss fühlen, spüren, erahnen, erraten, was dargestellt wurde. Kinder lieben dieses Spiel, sie lieben gefühlvolle Berührungen, Körperkontakt, körperliche Verbindungen – sie geben Schutz, Sicherheit, Geborgenheit und das Gefühl von Ganzheit. Berührungen sind lebenswichtig, zwischenmenschlicher Kontakt ist auch für uns Erwachsene Nahrung für die Seele! Vielen von uns ist alles das bekannt und die „Babymassage“ ist vielen, vor allem Müttern, bereits ein Begriff. 

Was viele jedoch noch nicht ausreichend wissen, ist die wertvolle Bedeutung dahinter. Allzu oft wird die Babymassage als Heilmittel bei Blähungen oder Verstopfung gesehen – das stimmt! Doch sie ist mehr als das. Die Massage ist seit vielen Jahrhunderten Kontakt von Mensch zu Mensch, ein vertrauter Dialog. Eine medizinische Intervention, aber in erster Linie eine soziale Erfahrung.

Heilende Wirkungen der Babymassage auf das Kind
Durch die Berührungen kann Stress abgebaut werden und so auch Unruhephasen besser bewältigt werden. Untersuchungen zeigen, dass durch achtsame Berührungen auch Schmerzen gelindert und Heilungsprozesse aktiviert werden können. Natürlich ersetzen Massagen keinen Arztbesuch.

Bei Bauchweh durch Blähungen oder Verstopfung tröstet die Massage alleine schon durch die Nähe und Zuwendung der Bezugsperson. Ziehe ein paar Minuten lang Kreise im Uhrzeigersinn rund um den Bauchnabel – das entspannt den harten Bauch und unterstützt den Darm. Bei Verstopfung winkeln Sie mit der einen Hand die Knie des Babys Richtung Bauch ab und massieren Sie mit der Hand abwechselnd den Schließmuskel und die Fußsohlen des Babys, indem Sie mit Daumen oder Zeigefinger mit leichtem Druck vom Zehenballen nach unten zur Ferse streichen. 
Bei akutem Schnupfen massieren Sie mit leichtem Druck das so genannte Nasendreieck. Beginnen Sie mit den Daumen oder Zeigefingern beim so genannten „dritten Auge“ zwischen den Augenbrauen und streichen die Nasenflügel entlang und über die Wangenknochen. Dort verweilen Sie mit kleinen Kreisen und beginnen wieder von vorne. So wird die Nase schneller wieder frei und das Baby bekommt besser Luft.

Babymassage Babymassage Babymassage



Körperliche Wirkung der Babymassage für das Kind
Babys, die oft in den Genuss der verschiedenen Formen der Massage kommen, schlafen deutlich besser, sind entspannter und ausgeglichener, weinen seltener und zeigen eine sichere Bindung zu Bezugspersonen. Diese Basis unterstützt das Kind auch in der Entwicklung von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Regelmäßige Massagen fördern außerdem die emotionale, soziale, körperliche und geistige Entwicklung und wirken sich positiv auf das Immunsystem aus.

Bedeutung der Babymassage für die Bezugsperson
Durch die achtsamen Momente wächst die innige Beziehung zwischen Kind und Bezugsperson – in den meisten Fällen die Mutter. Die Babymassage fördert die Beobachtungsgabe und deren Deutung in Bezug auf die Bedürfnisse des Kindes. Eltern, deren Bindung zum Kind von Vertrauen und Sensibilität geprägt ist, fühlen sich in ihrer Rolle sicherer – auch das wird durch die Babymassage unterstützt, was einen wesentlichen Beitrag zur präventiven Unterstützung der Eltern-Kind Bindung leistet. In unserer hektischen Welt schenkt diese intime Kommunikation wertvolle Zeit miteinander, baut Nähe auf und wird mit der Zeit zu einem wertvollen Ritual für die ganze Familie. Gerade auch für berufstätige Väter ist das eine Möglichkeit, den Kontakt zum Kind besonders zu pflegen.
Die Babymassage ist außerdem auch ein Quell der Ruhe und Kraft für die Bezugsperson! Es ist gut, selbst entspannt zu sein und sich dann dem Baby zuzuwenden. In Babymassagekursen lernen also auch die massierenden Personen, sich selbst zu spüren und innerlich auf die Berührungen einzustimmen. Wissen, dass auch im Alltag zur hilfreichen Quelle der Ruhe werden kann. 

SINNvolle Zuwendung
Babymassage ist kein Programm, das erlernt wird, es ist wie bereits erwähnt ein empathischer Dialog zwischen zwei vertrauten Menschen. Sie ist eine wertvolle Zeit miteinander, die es verdient, besonderen Raum dafür zu schaffen. Achte also nicht nur für genug und ungestörte Zeit, sondern auch auf Wärme und Geborgenheit, langsame Bewegungen, einstimmende Farben und vielleicht sogar stimmungsvolle Klänge. Spüre in dich hinein, was richtig ist und achte auf die Reaktion des Kindes. Stimme die Umgebung mit seinen/ihren Bedürfnissen ab.
Die Babymassage verlangt je nach Technik kein bis wenig Öl. Gehen Sie stets sparsam damit um und lassen Sie sich bei der Wahl von einem Arzt beraten. Benutzen Sie ätherische Öle nur nach Rücksprache mit einem Arzt oder Aromatherapeuten. Gerade der Geruchssinn eines Babys ist sehr ausgeprägt und auf den Körpergeruch der Mutter gerichtet. Durch zusätzliche Düfte wird dieser unterdrückt, was eventuell zu Angst und Irritation des Kindes führen kann. In einem Babymassagekurs lernen Sie alles, was Sie bei der Auswahl der Utensilien noch berücksichtigen sollten. 

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Stolpersteine
Hat das Baby Fieber, einen akuten Infekt, geschwollene Lymphdrüsen oder eine andere nicht differenzierte Erkrankung sollten Sie auf die Massage verzichten. Gegebenenfalls können Sie trotzdem einzelne Techniken der „Schmetterlingsmassage“ anwenden. Sprechen Sie im Zweifelsfall mit einem Arzt Ihres Vertrauens. 
Es gibt Kinder, die eine Massage gar nicht mögen. Allerdings empfehlen wir, sich genug Zeit zu nehmen, um die wahren Bedürfnisse des Kindes kennenzulernen. Manche Kinder ertragen keine zarten Berührungen, sondern mögen Zuwendungen mit erhöhtem Druck lieber. Bei der Babymassage ist es außerdem sinnvoll, durch liebevolle Beobachtungen den richtigen Moment zu finden. Protest bedeutet manchmal einfach, dass es dem Kind gerade gar nicht passt und die Massageeinheit verschoben werden muss. Vergesse außerdem nie, dass Berührungen eine Form von Reizen sind. Kinder, denen die Selbstregulation schwer fällt, müssen sich erst an diese Wahrnehmungen gewöhnen. Zu guter Letzt ist die Zuwendung zu einem Menschen immer eine intime Sache und schafft Atmosphäre, in der Dämme brechen können. So kann es sein, das Baby als auch Bezugsperson mit den Tränen kämpfen, weil tiefe Gefühle zum Vorschein kommen. 
Nehmen Sie sich also genug gemeinsame Zeit.

Kann ich Fehler machen?
Grundsätzlich nicht, sofern Sie auf die richtige Auswahl der Essenzen achten. Die Babymassage selbst erfordert innere Ruhe, Offenheit, Achtsamkeit und ganz viel Liebe. Öffnen Sie Ihr Herz so, wie Sie Ihre Hände öffnen und lassen Sie den behutsamen Kontakt zwischen sich und dem Kind zu. Meist erspüren Sie dann ganz von selbst, was gut tut und was nicht. 
Diese Form der Zuwendung ist eine sehr elementare und wertvolle, von der Kind und Bezugsperson lernen und schöpfen können. Wir laden Sie also ein, sich näher damit zu beschäftigen – es lohnt sich.

von Johanna Windisch - Gründung, Geschäftsführung, Organisation, Kursleitung bei jobs|mit|herz