Runder Tisch Stillförderung

Während der 6. Jahrestagung des AKF "Brust 2000" wurde der Runde Tisch zur Stillförderung in Deutschland am 6.11.1999 gegründet. Die Mitgliedsorganisationen schicken VertreterInnen zu den Treffen, die zweimal jährlich in Hannover stattfinden. Alljährlich wird das Motto der „Weltstillwoche“ vom Runden Tisch aus dem Englischen übersetzt und einheitlich von den Mitgliedsverbänden als Motto der deutschen Weltstillwoche in der 40. Kalenderwoche genutzt. Seit 2009 gibt die Ethikkommission des Runden Tisches Stellungnahmen zu ethischen Fragen ab. Z.B. zu Interessenkonflikten bei der Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten. Ziele und Arbeitsinhalte des Runden Tisches: Kinder haben ein Recht auf eine gesunde Entwicklung. Stillen und eine sichere Eltern-Kind-Bindung sind die wesentlichen Grundlagen dafür. Gemeinsam setzen sie sich ein für: Mehr Gewichtung für das Thema Stillen in der Öffentlichkeit. Steigerung der Stillrate und Stilldauer in Deutschland. Vereinheitlichung von Informationen.

http://www.akf-info.de/wir-ueber-uns/projekte/runder-tisch-stillfoerderung/

 

Wichtig wäre eine effektive Stillförderung im Bereich des Gesundheitssystems durch:

  •          Pre- und postnatale Angebote zum Stillen
  •          Babyfreundliche Krankenhäuser
  •          Multidisziplinäre Ausbildung in Kliniken
  •          Stillfortbildungen, Hausbesuche, Stillambulanzen
  •          Telefonische Beratung
  •          Peer Support (Stillgruppen)

 

 

Wichtig zu wissen: Jede Frau hat das Recht zu stillen, so wie jede Frau auch das Recht hat nicht zu stillen. Aber jedes Kind hat das Recht gestillt zu werden. Deshalb ist es für eine informierte Entscheidungsfindung von größter Bedeutung, denn Nichtstillen hat viele Nachteile

 

auch Prinzessin Mette-Marit stillte ihre Kinder
auch Prinzessin Mette-Marit stillte ihre Kinder

Stillförderung in Norwegen

Stillförderung ist eine ernste gesundheitspolitische Aufgabe. Anhand von Norwegen erkennt man schnell, dass professionelle Gesundheitspolitik betrieben wurde. 80% der Babys werden dort im Alter von 6 Monaten noch voll gestillt. Jedoch war das nicht immer so, denn genau wie in allen Industrieländern setzte zunächst auch in Norwegen die Trendwende erst einmal in die völlig andere Richtung ein. Die Geburt wurde zunehmend medikalisiert und technisiert, ein stillfeindliches Klima in den Entbindungskliniken machte sich breit, und die Säuglingsnahrungsindustrie agierte ungeniert. Wie auch bei uns, versuchten mehr und mehr Frauen, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren und der Ausweg schien, auf künstliche Säuglingsmilch auszuweichen zu müssen. Dank unermüdlichen Aufklärungsarbeit der Selbsthilfegruppe „Ammehjelpen“ und „Aktivisten“ innerhalb der Ärzteschaft hat sich in Norwegen jedoch schon seit den frühen 70er Jahren ein sehr stillfreundliches Klima herausgebildet. Auch die norwegische Frauenbewegung setzte sich aktiv für das Recht zu Stillen ein: Gleichen Lohn für gleiche Arbeit und die gleichen Chancen wie Männer, aber auch das Recht, den Körper für seine eigentliche biologische Bestimmung nutzen zu dürfen: Das Recht ohne einmischende Regeln und Bevormundungen seitens der medizinischen Einrichtungen die Kinder zu stillen! Stillen ist in Norwegen nichts Besonderes mehr – es ist normal und gehört ganz selbstverständlich ins Straßenbild. Aber auch der Staat und das öffentliche Gesundheitswesen haben gemeinsam mit den Arbeitgebern Bedingungen geschaffen, die es den Norwegerinnen erlauben, ihre Kinder über sechs Monate voll zu stillen. Hinzu kommt ein grundlegender Wandel in der öffentlichen Meinung: Stillen ist nicht mehr Last, sondern Lust.

Von elementarer Bedeutung war es außerdem, dass ranghöchsten PolitikerInnen extrem stillfreundlich waren und sind. Allen voran die ehemalige norwegische Premierministerin und promovierte Harvard-Ärztin Gro Harlem Brundtland, die selbst Mutter von vier gestillten Kindern ist. Sie hat sich auf höchster politischer Ebene, auch als Generaldirektorin der WHO, für ein stillfreundliches Klima in ihrem Land eingesetzt. Ein Grund ist sicherlich, dass Norwegens Frauenquote im Parlament seit den 80er Jahren nicht mehr unter die 40% -Marke gerutscht ist. Man hat viele Anstrengungen unternommen, um die Bedingungen für Familien mit kleinen Kindern zu verbessern. Eltern ist es möglich die Kombination von Arbeits- und Familienleben zu vereinbaren. Das System der Leistungsgewährung bei Elternschaft erlaubt den Eltern, während des ersten Lebensjahres ihres Kindes zu Hause zu bleiben. Die ersten sechs Wochen nach der Geburt sind jedoch der Mutter vorbehalten. Die vierwöchige Vaterschaftsquote wurde 1993 mit der Absicht eingeführt, die Vater-Kind-Beziehung zu stärken und die notwendige Beteiligung des Vaters an der Kindererziehung zu verdeutlichen. Die für den Vaterschaftsurlaub vorgesehenen Wochen sind nicht übertragbar und verfallen, wenn sie nicht vom Vater genutzt werden.

Die Motivation, die hinter all diesen gesundheitspolitischen Anstrengungen steht, ist die tiefe Überzeugung, dass Muttermilch die einzig wahre Ernährungsform für Säuglinge darstellt, dass sie gleichermaßen als Nahrung und als präventive Medizin unersetzlich ist. Diese Überzeugung hat sich in der öffentlichen Meinung in Norwegen fest etabliert. Die Ernährung eines Neugeborenen mit künstlicher Säuglingsnahrung ist in Norwegen schlicht und ergreifend unüblich. Heute ist es in Norwegen an der Tagesordnung, dass das Wissen über die Bedeutung des Stillens auch unter den Medizinern weitergegeben wird.