Stillmythen

Mythen rund ums Stillen

 

 

Der folgende Artikel ist von Dr. Jack Newman, einem Kinderarzt, der 1994 im "Hospital for Sick Children" in Toronto, Kanada seine erste Stillklinik gründete. Dr. Newman arbeitete als Arzt in Kanada, Neuseeland und in Südafrika und ist Mitglieder des Königlichen Ärztekollegs von Kanada (FRCPC). Der folgende Artikel wurde sinngemäß und leicht gekürzt aus dem Englischen übersetzt.



Viele Frauen haben nicht genug Milch

Falsch! Die meisten Frauen haben Milch in ausreichender Menge. Nimmt ein Neugeborenes nur langsam zu oder gar ab, hängt das nicht mit einer ungenügenden Milchproduktion zusammen, sondern meistens damit, daß das Baby falsch angelegt wird. Deshalb ist es wichtig, daß der Mutter gleich unmittelbar nach der Entbindung von einer erfahrenen Person gezeigt wird, wie das Neugeborene richtig an die Brust anlegt wird.

Es ist normal, daß Stillen schmerzt

Falsch! Abgesehen von einem leichten, nur wenige Tage andauerndem Schmerz während der ersten Zeit. Dieser Schmerz darf niemals so stark sein, daß die Mutter Angst vor dem Stillen hat. Jeder stärkere Schmerz ist fast immer ein Warnzeichen, daß das Baby nicht richtig angelegt wurde. Ein eventueller Schmerz an den Brustwarzen, der sich nicht innerhalb von 3 oder 4 Tagen bessert oder länger als 5 - 6 Tage dauert, darf nicht ignoriert werden. Wenn die Brustwarzen zu schmerzen beginnen, nachdem die Mutter schon längere Zeit problemlos gestillt hat, könnte das auf eine Pilzinfektion an der Brustwarze hinweisen. Die Stillabstände zu verkürzen, beugt Brustwarzenschmerzen nicht vor.

Ein Neugeborenes soll an jeder Brust 20 (10, 15, 7, 6) Minuten trinken

Falsch! Es sollte jedoch unterschieden werden zwischen "an der Brust sein" und "an der Brust trinken". Wenn ein Baby an der ersten Brust 15 - 20 Minuten lang trinkt, kann es sein, daß es die andere gar nicht mehr mag. Wenn es jedoch an der ersten Brust nur eine Minute lang getrunken hat und dann nur noch nuckelt oder gar einschläft und sich das gleiche an der anderen Brust wiederholt, genügt die Milchmenge, die es zu sich nimmt nicht, selbst wenn es sehr lange an der Brust war. Um das Baby zu längerem Trinken anzuregen, kann es hilfreich sein, wenn die Mutter die Milch direkt in den Mund des Babys ausdrückt, sobald sie merkt, daß das Baby nicht mehr trinkt, um einen neuerlichen Milchfluß zu stimulieren.

Ein Stillkind benötigt bei sehr heißem Wetter zusätzliches Wasser

Falsch! Die Muttermilch enthält die Menge Wasser, die ein Baby braucht.

Stillkinder benötigen zusätzliches Vitamin D

Falsch! Abgesehen von besonderen Umständen (zum Beispiel wenn die Mutter während der Schwangerschaft einen Vitamin-D-Mangel hatte). Das Baby hat Vitamin D während der Schwangerschaft gespeichert. Regelmäßiger Aufenthalt im Freien ist die beste Voraussetzung für ausreichend Vitamin D.

Eine Mutter hat vor jedem Stillen die Brustwarzen zu waschen

Falsch! Bei der Flaschenfütterung muß äußerst genau auf Hygiene geachtet werden, da die künstliche Milch das Kind nicht gegen Infektionen schützt und auch selbst ein guter Nährboden für Bakterien ist und daher leicht verderben kann. Muttermilch hingegen schützt das Baby vor Infektionen. Sich vor jeder Stillmahlzeit die Brustwarzen zu waschen, macht das Stillen nur unnötig kompliziert und außerdem kann der Säureschutzmantel der Haut zerstört werden.

Durch Milchabpumpen sieht die Mutter, wieviel Milch sie hat

Falsch! Die abpumpbare Milchmenge hängt von vielen Faktoren ab, wie beispielsweise vom Streßgefühl der Mutter. Ein richtig angelegtes Baby bekommt weitaus mehr Milch aus der Brust, als eine Mutter je pumpen kann.

Muttermilch enthält nicht genug Eisen

Falsch! Muttermilch enthält genau die Menge Eisen, die das Baby braucht. Ein Baby, das termingerecht geboren wurde, wird durch die Muttermilch mindestens für die ersten sechs Monate mit ausreichend Eisen versorgt. Künstliche Säuglingsmilchnahrung enthält zuviel Eisen, aber diese Menge ist notwendig, damit das Baby genug davon absorbieren kann, um einen Eisenmangel zu verhindern. Das Eisen in der Flaschenmilch wird nämlich sehr schlecht vom Körper aufgenommen und das meiste davon wird wieder ausgeschieden. Normalerweise besteht in den ersten sechs Lebensmonaten keine Notwendigkeit, zusätzlich zur Muttermilch andere Nahrungsmittel zu geben.

Flaschenfüttern ist leichter als Stillen

Falsch! Oder besser gesagt, das sollte nicht so sein. Stillen wird einem schwer gemacht, weil Frauen oft nicht die Hilfe erhalten, die sie erhalten sollten, um gleich von Anfang an stillen zu können. Ein schlechter Start kann tatsächlich das Stillen erschweren, aber er kann auch erfolgreich überwunden werden. Oft scheint Stillen am Anfang recht schwierig, aber gewöhnlich wird es dann recht bald leichter.

Stillen ist anstrengend für die Mutter

Falsch! Aber selbstverständlich hängt das davon ab, wie die Sache betrachtet wird. Ein Baby kann überall und jederzeit gestillt werden - und das gibt der Mutter Freiheit: Sie braucht nicht überall Flaschen und Milchpulver mitzunehmen. Sie braucht nicht darüber nachzudenken, wo sie die Milch aufwärmen soll. Sie braucht sich keine Gedanken über das Sterilisieren zu machen. Sie muß sich nicht sorgen, wie es ihrem Baby wohl gerade gehen mag, denn es ist ja bei ihr ist.

Moderne Flaschenmilch ist fast wie Muttermilch

Falsch! Das gleiche wurde schon vor über hundert Jahren behauptet. Moderne Säuglingsmilchnahrungen sind der Muttermilch nur oberflächlich ähnlich. Jede Korrektur eines der Mängel der synthetischen Milch wird als Fortschritt angepriesen. Streng genommen sind diese Produkte eine ungenaue Kopie, die auf einem überholten und unvollständigen Wissen über die Zusammensetzung der Muttermilch beruhen. Flaschenmilch enthält keine Antikörper, keine lebenden Zellen, keine Enzyme, keine Hormone. Sie enthält viel mehr Aluminium, Magnesium, Kadmium und Eisen als Muttermilch. Sie enthält auch bedeutend mehr Proteine als Muttermilch. Die Proteine und Fettanteile unterscheiden sich völlig von denen, die in der Muttermilch enthalten sind. Flaschenmilch ändert sich nicht vom Beginn zum Ende einer Mahlzeit, oder vom Tag eins zum Tag sieben oder Tag dreißig, von Mutter zu Mutter oder von Baby zu Baby. Muttermilch wird genau den Bedürfnissen des Babys entsprechend produziert. Künstliche Säuglingsmilchnahrung hingegen soll den Bedürfnissen aller Babys entsprechen, und das bedeutet letztendlich keinem. Flaschenmilch läßt Babys schön wachsen, aber Stillen bietet weit mehr als ein schnelles Wachstum.

Wenn die Mutter an einer Infektion erkrankt ist, muß sie mit dem Stillen aufhören

Falsch! Abgesehen von extrem seltenen Fällen wird das Baby geschützt, wenn die Mutter weiterstillt. Wenn sich bei der Mutter die ersten Krankheitssymptome wie Fieber (Husten, Erbrechen, Durchfall, Hautausschlag usw.) zeigen hat sie das Baby bereits angesteckt, da sie sich schon Tage bevor sie überhaupt wußte, daß sie krank ist, infiziert hat. Babys bester Schutz vor Infektionen ist weiterzustillen. Wenn das Baby dennoch erkrankt, wird die Krankheit einen leichteren Verlauf nehmen, wenn die Mutter weiterstillt. Vielleicht hat aber auch das Baby die Mutter angesteckt, und zeigt selbst keine Krankheitszeichen, da es gestillt wurde. Auch Brustinfektionen, einschließlich Brustabszeß, sind obwohl schmerzhaft, kein Grund das Stillen zu beenden. Diese Art von Infektionen heilen übrigens auch schneller, wenn die Mutter an der kranken Brust weiterstillt.

Wenn das Baby Durchfall hat oder erbricht, sollte die Mutter mit dem Stillen aufhören

Falsch! Die beste Medizin bei Darminfektionen des Babys ist Muttermilch. Für kurze Zeit sind außer dem Stillen keine weiteren Nahrungsmittel zu geben. Muttermilch ist normalerweise die einzige Flüssigkeit, die das Baby benötigt, wenn es einen Durchfall hat oder erbricht. Die verstärkte Tendenz zum Gebrauch von oralen Rehydratationslösungen kommt hauptsächlich von den Herstellern industrieller Säuglingsmilchnahrung um ihren Profit zu erhöhen. Außerdem werden sowohl Mutter und Kind durch das Stillen beruhigt.

Wenn die Mutter Medikamente einnehmen muß, sollte sie nicht stillen

Falsch! Nur ganz wenige Medikamente können von der Mutter nicht eingenommen werden, während sie stillt. Bei den meisten Medikamenten geht nur ein äußerst geringer Teil in die Milch über - normalerweise in so geringen Mengen, daß diese nicht zu beunruhigen brauchen. Wenn ein Medikament tatsächlich nicht eingenommen werden darf, gibt es in den meisten Fällen genauso wirksame alternative Medikamente, die jedoch sicher sind. Der Verlust der positiven Seiten des Stillens, sowohl für die Mutter als auch das Baby, sollte bei der Entscheidung, ob weitergestillt wird oder nicht berücksichtigt werden.

Eine stillende Mutter muß sehr darauf achten was sie ißt

Falsch! Eine stillende Mutter sollte versuchen, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten, aber sie braucht weder besondere Nahrungsmittel zu essen, noch andere zu meiden. Eine stillende Mutter muß keine Milch trinken, um Milch zu erzeugen. Sie braucht nicht scharf gewürzte Nahrungsmittel, Knoblauch, Kohl oder Alkohol strikt meiden. Eine stillende Mutter sollte eine normale, gesunde Kost zu sich nehmen. Es kann zwar vorkommen, daß bestimmte Lebensmittel, die die Mutter ißt, auf das Kind negative Auswirkungen haben, aber das ist eher die Ausnahme. Meistens kann einem Baby, das an "Koliken" oder "Blähungen" leidet, eher durch eine verbesserte Stilltechnik geholfen werden als durch Änderung der Ernährungsgewohnheiten der Mutter.

Eine stillende Mutter muß mehr essen, um genug Milch zu haben

Falsch! Normalerweise haben auch Frauen, die kurzzeitig eine extrem kalorienarme Diät halten genug Milch. Normalerweise bekommt das Baby was es braucht. Manche Frauen befürchten negative Auswirkungen auf die Milch, wenn sie ein paar Tage lang wenig essen. Hier besteht kein Grund zur Sorge. Dies hat keinerlei Auswirkungen, auf die Milchmenge oder auf deren Qualität. Es wird oft behauptet, daß Frauen pro Tag etwa 500 Kalorien zusätzlich aufnehmen müssen, wenn sie stillen. Das ist jedoch nicht wahr. Einige Frauen essen mehr wenn sie stillen, andere wiederum nicht, und wieder andere essen weniger, ohne daß sich das negativ auf Mutter, Kind oder die Milchmenge auswirkt. Die Mutter sollte ihrem Appetit folgen und einfach ausgewogen essen. Eßregeln machen nur das Stillen unnötig kompliziert.

Eine stillende Mutter muß viel trinken

Falsch! Die Mutter sollte soviel trinken wie sie Durst hat. Manche Mütter haben ständig Durst, aber viele andere trinken nicht mehr als gewöhnlich. Der Körper der Mutter signalisiert durch Durstgefühl, wenn er Flüssigkeit braucht. Es stimmt nicht, daß eine bestimmte Menge pro Tag getrunken werden muß. Trinkvorschriften verkomplizieren das Stillen nur unnötig.

Eine Raucherin sollte besser nicht stillen

Falsch! Auch eine Mutter, die nicht mit dem Rauchen aufhören kann sollte stillen. Beispielsweise mindert das Stillen den negativen Effekt des Zigarettenrauchs auf die Lunge des Babys. Außerdem hat Stillen für Mutter und Kind große gesundheitliche Vorteile. Natürlich ist es besser, wenn die Mutter nicht rauchen würde, aber wenn sie mit dem Rauchen nicht aufhören oder es einschränken kann, dann ist es besser zu rauchen und zu stillen als zu rauchen und die Flasche zu geben.

Eine Mutter sollte bei blutenden Brustwarzen nicht stillen

Falsch! Trotzdem das Blut bewirkt, daß das Baby öfter Milch spuckt und sogar im Stuhl Blut sichtbar werden kann, ist das dennoch kein Grund das Stillen einzustellen. Schmerzende und blutende Brustwarzen sind nicht schlimmer als schmerzende und nicht blutende Brustwarzen. Der Schmerz der Mutter ist das eigentliche Problem. Zur Behandlung dieser Brustwarzenschmerzen sollte sich an eine erfahrene Person gewandt werden ( Anmerkung von Anke: Hebamme!). Manchmal bluten Mütter aus den Brustwarzen, das Blut hingegen kommt jedoch offensichtlich aus dem Brustinneren und ist gewöhnlich nicht mit Schmerzen verbunden. Das kommt manchmal in den ersten Tagen nach der Entbindung vor und normalisiert sich nach einigen Tagen. Wenn das Bluten nicht bald aufhören sollte, muß allerdings nach der Ursache gesucht werden, aber die Mutter sollte weiterstillen.

Eine Frau, die ihre Brust operativ vergrößern ließ, kann nicht stillen

Falsch! Die meisten können gut stillen. Es gibt auch keine Berichte darüber, daß Stillen mit Silikonimplantaten in der Brust dem Baby schadet. In seltenen Fällen erfolgt die Brustvergrößerung durch den Brustwarzenhof. Diese Frauen haben, wie alle Frauen, bei denen ein chirurgischer Einschnitt rund um den Brustwarzenhof vorgenommen wurde, Probleme mit der Milchmenge.

Eine Frau, die ihre Brust operativ verkleinern ließ, kann nicht stillen

Falsch! Eine Brustverkleinerung bewirkt zwar eine Verminderung der Milchproduktion, da aber viele Mütter mehr als genug Milch haben, können einige trotz Brustverkleinerung problemlos voll stillen. Außerordentlich wichtig ist die richtige Stilltechnik. Falls die Milch wirklich nicht zum Vollstillen auszureichen scheint, kann die Mutter weiterstillen und mit einem Busternährungsset zufüttern.

Frühgeborene Kinder müssen zuerst aus der Fläschchen trinken, bevor sie mit dem Stillen beginnen können

Falsch! Frühgeborene Kinder werden beim Stillen weniger gestreßt als beim Füttern mit der Flasche. Auch ein Baby, das 1200 Gramm oder gar weniger wiegt, kann mit der Brust beginnen, sobald es stabil genug dafür ist, auch wenn es vielleicht einige Wochen nicht daran saugt. Es lernt jedoch dabei und erfährt durch das Halten Nähe, was sehr wichtig für sein und der Mutter Wohlbefinden ist. Nicht das Gewicht des Babys oder die Schwangerschaftsdauer sind entscheidend, als vielmehr die Saugbereitschaft. Es gibt keinen einzigen zusätzlichen Grund frühgeborene Kinder mit dem Fläschchen zu füttern, als es für reif geborene Babys gibt. Wenn Zufüttern wirklich notwendig ist, dann gibt es dafür Möglichkeiten, bei denen keine Sauger verwendet werden müssen.

Babys mit Lippenspalte und/oder Lippen-Kiefer-Gaumenspalte können nicht gestillt werden

Falsch! Das Stillen klappt bei einigen sehr gut. Babys, die nur eine Lippenspalte haben, können meistens gut gestillt werden. Vielen Babys ist es aber unmöglich, die Brust richtig zu fassen. Allerdings kann das Stillen nicht klappen, wenn es gar nicht erst versucht wird. Ob ein Baby an der Brust trinken kann, hängt nicht immer vom Grad der Behinderung ab. Das Stillen sollte so oft wie möglich versucht werden. Wenn Flaschen gegeben werden, so wird dadurch die Stillbereitschaft des Babys gestört. Wenn gefüttert werden muß, dann kann und sollte eine Tasse der Flasche vorgezogen werden. Die Technik des Fingerfütterns kann vereinzelt bei Kindern mit Lippenspalte oder Lippen-Kiefer-Gaumenspalte erfolgreich sein.

Frauen mit kleinen Brüsten erzeugen weniger Milch als solche, die einen großen Busen haben

Unsinn!

Stillen schützt nicht vor erneuter Schwangerschaft

Falsch! Stillen ist keine absolut sichere Verhütungsmethode, aber das ist keine. Stillen ist nicht die schlechteste Verhütungsmethode und bietet einen annehmbaren Schutz, besonders in den ersten sechs Monaten nach der Geburt. Dieser Schutz ist jedoch nur dann wirksam, wenn ausschließlich und recht oft (mindestens 6 - 8 Mal pro Tag) gestillt wird, die einzelnen Stillmahlzeiten nicht zu lange auseinander liegen und bei der Mutter die Menstruation noch nicht wieder eingesetzt hat. Nach den ersten sechs Monaten läßt der Schutz etwas nach, ist aber noch vorhanden. Frauen, die keine Geburtenregelung betreiben und bis ins zweite Lebensjahr hinein stillen bekommen durchschnittlich alle 2 bis 3 Jahre ein Baby.

Stillende Frauen dürfen keine Antibabypille nehmen

Falsch! Die Aufnahme weiblicher Hormone seitens des Babys ist nicht bedenklich, da es ohnehin durch das Stillen diesen Hormonen ausgesetzt ist. Das Baby bekommt durch die Pille nur einen winzigen Anteil mehr davon. Allerdings kann es sein, daß die Milchmenge zurückgeht, denn das Östrogen, das in der Pille enthalten ist, senkt die Milchproduktion. Da jedoch viele Frauen reichlich Milch haben, ist das oft kein Problem. Allerdings kann das Baby unruhig werden und nach dem Stillen noch hungrig sein, da Babys auf den Milchfluß reagieren und nicht auf den Inhalt der Brust. So kann selbst bei einer ausreichenden Milchmenge das Baby beim Stillen unruhig wirken, da es einen stärkeren Milchfluß erwartet. Wird mit der Einnahme der Pille aufgehört, kehrt oft die Normalität wieder. Nach Möglichkeit sollten stillende Frauen mit der Einnahme der Pille warten bis das Baby Beikost erhält (normalerweise im Alter von 4-6 Monaten). Sogar wenn das Baby älter ist, kann die Milchmenge bedeutend abnehmen. Ist die Einnahme der Pille unumgänglich, ist eine Art, die nur Progesteron (ohne Östrogen) enthält vorzuziehen.

Gestillte Babys brauchen ab dem 6. Monat andere Arten von Milch

Falsch! Muttermilch gibt dem Baby alles, was auch in anderer Milch enthalten ist und darüber hinaus noch mehr. Babys, die älter als 6 Monate sind, sollten mit Beikost beginnen, vor allen um das Essen zu lernen und um zusätzliches Eisen aufzunehmen, da der Bedarf im Alter von 7 - 9 Monaten nicht mehr nur durch Muttermilch allein gedeckt werden kann. Deshalb ist weder Kuhmilch noch Flaschenmilch notwendig, solange das Baby gestillt wird. Wenn jedoch eine Mutter nach dem sechsten Monat Kuhmilch geben möchte, gibt es keinen Grund, warum das Baby keine erhalten sollte, so lange das Baby noch ein paar mal am Tag gestillt wird und ein reichhaltiges Angebot anderer Nahrungsmitteln in mehr als nur kleinsten Mengen erhält. Die meisten Babys über 6 Monate, die nie Flaschenmilch getrunken haben, lehnen diese wegen des Geschmacks ab.

Eine Mutter, die sich Röntgenstrahlen aussetzen muß, darf nicht weiterstillen

Falsch! Normale Röntgenstrahlen, wie bei Röntgenaufnahmen des Brustkorbs oder an den Zähnen, haben keinen negativen Einfluß auf die Milch oder auf das Baby und die Mutter kann ohne Bedenken weiterstillen. Eine Mammographie ist schwieriger auszuwerten, wenn sie an einer milchbildenden Brust vorgenommen wird, kann jedoch gemacht werden, und die Mutter sollte mit dem Stillen nicht aufhören, nur um diese Untersuchung machen zu lassen. Neuere Methoden, wie die CT (Computer-Tomographie) und MRI (Magnetresonanztomographie), sind unschädlich, auch wenn Kontrastmittel verwendet werden. Und spezielle Röntgenstrahlen, bei denen Kontrastmittel verwendet werden? Solange kein radioaktives Isotop verwendet wird, besteht kein Grund zur Besorgnis und die Mutter sollte nicht einmal eine einzige Stillmahzeit auslassen. Hierzu zählen Untersuchungen wie Pyelographie, Lymphangiographie, Phlebographie, Arteriographie, Myelographie usw. Was ist mit Untersuchungen, bei denen radioaktive Nuklide angewendet werden (Knochenszintigraphie, Lungenszintigraphie)? Das Baby wird eine kleine Menge radioaktiver Nuklide abbekommen. Da jedoch oft genau die gleichen Tests auch bei Kindern und sogar bei sehr kleinen Babys vorgenommen werden und die Vorteile des Stillens überwiegen, sollte die Mutter nicht abstillen. Eine Ausnahme bildet die Schilddrüsenszintigraphie. Diese Untersuchung muß bei stillenden Müttern vermieden werden. Es gibt viele alternative Methoden die Schilddrüse zu untersuchen und nur ganz selten ist diese Art von Untersuchung wirklich notwendig. Klärt das erst ab, bevor Ihr Euch radioaktivem Jod aussetzt. Der Test kann warten, bis Ihr Euch sicher seid. In vielen Fällen, in denen diese Untersuchung unbedingt vorgenommen werden muß, kann sie über einige Monate hinweg verschoben werden.

Die Milch kann von einem Moment zum anderen versiegen

Falsch! Oder wenn das so ist, dann handelt es sich um einen seltenen Ausnahmefall. Abgesehen von Variationen von einem Tag zum anderen oder vom Morgen zum Abend ändert sich die Milchproduktion nicht plötzlich. Es gibt allerdings Änderungen, bei denen es so scheint, als sei die Milchproduktion plötzlich zurückgegangen:

Wenn das Baby plötzlich wegen eines sogenannten Wachstumsschubs eine größere Menge braucht. Wenn das der Grund für die scheinbar unzureichende Milchproduktion ist, sollte einige Tage lang öfter gestillt werden als gewöhnlich und es wird sich alles wieder normalisieren. Versucht, die Milch mit der Hand direkt in den Mund des Babys zudrücken, um dem Baby zu helfen die Milch zu erhalten.

Eine Änderung im Verhalten des Babys. Im Alter von etwa 5 - 6 Wochen beginnen Babys, die dazu neigten, an der Brust einzuschlafen sobald der Milchfluß nachließ, an der Brustwarze zu ziehen und zu schreien, wenn der Milchfluß schwächer wird. Die Milch ist nicht versiegt, sondern das Baby hat sich geändert. In einem solchen Fall solltet Ihr versuchen, die Brust mit der Hand auszudrücken, damit das Baby mehr Milch erhält.

Die Brust der Mutter scheint nicht mehr voll zu sein, sondern ist ganz weich. Es ist normal, daß die Mutter nach ein paar Wochen keinen Milchstau mehr hat oder die Brust nicht mehr als voll verspürt. Solange das Baby an der Brust trinkt, braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen.

Das Baby trinkt weniger gut an der Brust. Das ist oft der Fall, wenn dem Baby ein Fläschchen oder ein Schnuller gegeben wird und es dadurch eine falsche Saugtechnik lernt. Auch die Pille kann die Milchmenge herabsetzen. Denkt darüber nach, mit der Einnahme aufzuhören bzw. eine zu nehmen, die nur Progesteron enthält.

Wenn es scheint, daß das Baby tatsächlich zu wenig Milch bekommt, sollte man sich an eine erfahrene Person wenden, aber nicht mit der Flasche anfangen, denn es verschlimmert die Dinge nur. Wenn Zufüttern absolut notwendig ist, sollte das Busternährungsset verwendet werden, das sich nicht negativ aufs Stillen auswirkt. Es kann aber vieles versucht werden bevor mit dem Zufüttern begonnen wird. Wichtig ist vor allem erfahrene Hilfe.

Ärzte wissen eine Menge über das Stillen

Falsch! Selbstverständlich gibt es Ausnahmen. Allerdings lernen nur sehr wenige Ärzte, die in Nordamerika oder Westeuropa studieren, während ihrer Ausbildung überhaupt etwas übers Stillen. Und noch weniger von ihnen lernten, der Mutter bei Stillbeginn zu helfen, damit diese dann problemlos weiterstillen kann. Nach Beendigung des Studiums erhalten Ärzte den Großteil ihrer Information über Kleinkinderernährung durch die Vertreter oder Werbung der Hersteller von Fertigmilchnahrung.

Aber wenigstens Kinderärzte wissen über das Stillen gut Bescheid

Falsch! Selbstverständlich gibt es auch hier Ausnahmen. Wie auch immer, nach ihrer Ausbildung lernen die meisten zukünftigen Kinderärzte nicht viel über das Stillen und was sie hier und dort aufschnappen ist oft falsch. Zu viele Kinderarztpraktikanten sehen Stillen als "Hindernis für eine gute ärztliche Betreuung" bei Babys im Krankenhaus.

Werbebroschüren von Herstellern künstlicher Säuglingsmilch und Gratisproben dieser Firmen haben keinen Einfluß darauf, ob und wie lange eine Mutter stillt

Wirklich? Warum bemühen sich dann die Hersteller von Muttermilchersatznahrung so eifrig, daß jede Mutter eines Neugeborenen ihre Gratisproben erhält? Werden diese Proben und Hefte ausgeteilt, um die Mütter zum Stillen zu motivieren? Werden diese Ausgaben für Gratisproben und Broschüren von den Firmen getätigt, um die Mütter zu bewegen, länger zu stillen? Viele Firmen argumentieren, daß, wenn die Mutter schon Flaschenmilch gibt, sie wenigstens ihre Marke verwenden soll. Die Hersteller von Säuglingsmilchnahrung konkurrieren also nicht nur untereinander, sondern auch mit dem Stillen. Würdet Ihr dem Argument der Firmen Glauben schenken, wenn es die Zigarettenhersteller wären, die es verwendeten?

Die Verwendung von Muttermilch zusammen mit Flaschenmilch kann beim Kind Probleme verursachen

Falsch! Der Großteil der stillenden Mütter benötigt keine künstliche Flaschenmilch und wenn Probleme autreten sollten, die anscheinend das Zufüttern von industrieller Säuglingsmilchnahrung notwendig machen, so können diese meistens auch ohne Verwendung von Muttermilchersatznahrung beseitigt werden. Wenn das Baby jedoch tatsächlich zugefüttert werden muß, dann gibt es keinen Grund, künstliche Säuglingsmilch nicht zusammen mit Muttermilch zu verwenden.

Mütter, die geimpft werden (Tetanus, Röteln, Hepatitis B, Hepatitis A usw.) sollten das Stillen für 24 Stunden (3 Tage, 2 Wochen) unterbrechen

Falsch! Warum sollten sie nicht weiterstillen? Es besteht kein Risiko für das Baby, statt dessen kann es sogar davon profitieren. Ein sehr seltener Ausnahmefall sind Babys, die an einer Immunschwäche leiden. In diesem Fall sollte die Mutter nicht mit einem abgeschwächten lebenden Virus geimpft werden (beispielsweise Kinderlähmung-Schluckimpfung - das gilt nicht für die gespritzte Polioimpfung - auch von Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln sollte Abstand genommen werden), selbst wenn das Baby mit dem Fläschchen gefüttert wird.

Es gibt keine Saugverwirrung

Falsch! Ein Baby, das in den ersten zwei Wochen seines Lebens nur die Flasche erhielt, verweigert zum Beispiel normalerweise die Brust, selbst wenn die Mutter ausreichend Milch hat. Ein Baby, das die ersten 3 oder 4 Lebensmonate nur die Brust erhielt, wird wahrscheinlich das Fläschchen nicht akzeptieren. Einige Babys haben ihre Lieblingsseite und ziehen die rechte oder linke Brust der anderen vor. Flaschenkinder ziehen oft einen Sauger gegenüber einem anderen vor. Die Bevorzugung einer Saugmöglichkeit existiert also tatsächlich. Die einzige Frage ist, wie schnell das auftreten kann. Unter bestimmten Umständen kann die Bevorzugung des Saugers schon nach ein oder zwei Flaschenmahlzeiten auftreten.

Frauen mit Flach- oder Hohlwarzen können nicht stillen

Falsch! Babys werden nicht mit der Brustwarze gestillt, sondern mit der Brust. Obwohl es für das Baby leichter ist, die Brust zu fassen, wenn die Brustwarze auswärts gerichtet ist, ist das keine absolute Notwendigkeit. Ein richtiger Stillbeginn beugt Problemen vor und Mütter mit allen möglichen Arten von Brustwarzen können perfekt stillen. In der Vergangenheit wurde oft der Gebrauch von Stillhütchen empfohlen. Dieses Hilfsmittel sollte allerdings nicht benutzt werden, besonders nicht in den ersten Lebenstagen! Wenn es auch eine Lösung zu sein scheint, bewirkt es jedoch oft eine unzureichende Nahrungsaufnahme und einen ernsthaften Gewichtsverlust und macht es noch schwerer, das das Baby die Brust richtig fassen kann. Wenn das Baby die Brust am Anfang verweigert, wird es mit Hilfe einer ausgebildeten Person (Anmerkung von Anke: Stillberaterin oder Hebamme), die Brust später akzeptieren. Die Brust ändert sich außerdem in den ersten Wochen und solange die Mutter eine gute Milchproduktion aufrechterhält, wird sich das Baby früher oder später an die Brust anlegen lassen.

Wenn eine Frau schwanger wird, muß sie das Stillen einstellen

Falsch! Wenn Mutter und Kind es wünschen, kann weitergestillt werden. Es gibt Frauen, die das ältere Kind weiterstillen, selbst nachdem das Neugeborene auf der Welt ist. Viele Frauen stellen aber das Stillen ein wenn sie schwanger werden, da bspw. ihre Brustwarzen schmerzen. Es gibt aber keinen Grund zur Eile und auch vom medizinischen Standpunkt aus betrachtet keine Notwendigkeit hierzu. Oft bestehen sogar gute Gründe zum Weiterstillen. Die Milchmenge kann während der Schwangerschaft zurückgehen, aber wenn das Baby auch noch andere Nahrungsmittel erhält ist das kein Problem.

Ein Baby an Durchfall erkrankt, sollte nicht gestillt werden

Falsch! Die beste Behandlung einer Darminfektion (Gastroenteritis) ist Stillen. Ausserdem ist es sehr ungewöhnlich, daß ein Baby andere Flüssigkeiten außer Muttermilch benötigt. Wenn Lactose-Intoleranz ein Problem ist, können dem Baby Lactasetropfen verabreicht werden, die nicht verschreibungspflichtig sind, und zwar kurz vor oder nach der Stillmahlzeit, aber bei Stillkindern ist das selten notwendig. Lactose-Intoleranz aufgrund von Gastroenteritis verschwindet auf jeden Fall mit der Zeit. Lactosefreie Milchersatznahrung ist dem Stillen nicht vorzuziehen, da Stillen besser ist als jede industrielle Milch.

Wenn die Mutter eine Operation hatte, muß sie einen Tag lang warten, bevor sie wieder stillen kann

Falsch! Die Mutter kann sofort nach der Operation stillen, sobald sie sich dazu in der Lage fühlt. Normalerweise verlangen weder die Medikamente, die für die Narkose verwendet wurden, noch die schmerzstillenden Mittel oder die Antibiotika, die nach dem operativen Eingriff verwendet wurden, eine Stillpause. Fortschrittliche Krankenhäuser werden Mütter und Babys zusammen unterbringen, wenn entweder für die Mutter oder das Baby ein Krankenhausaufenthalt notwendig ist, damit weitergestillt werden kann. Viele Richtlinien, die das Stillen einschränken, wurden mehr zum Vorteil des Krankenhauspersonals, als zum Nutzen von Mutter und Kind erlassen.

Das Stillen von Zwillingen ist zu schwer zu handhaben

Falsch! Zwillinge zu stillen ist leichter als Zwillinge mit der Flasche zu füttern, wenn das Stillen problemlos geht. Deshalb ist es besonders wichtig, daß einer Mutter von Zwillingen dabei geholfen wird, gleich vom Anfang an richtig zu stillen. Viele Frauen haben Drillinge ausschließlich gestillt. Das nimmt natürlich viel Arbeit und Zeit in Anspruch, aber Zwillingen und Drillingen machen immer viel Arbeit, unabhängig davon, wie sie ernährt werden.

Frauen, deren Brust sich während der Schwangerschaft gar nicht oder nur sehr wenig vergrößerte, haben nicht ausreichend Milch

Falsch! Nur sehr wenige Frauen können nicht genug Milch produzieren (und diese können mit Hilfe eines Busternährungsset weiterstillen). Einige dieser Frauen äußerten, daß ihre Brust während der Schwangerschaft nicht größer geworden ist. Die Mehrheit der Frauen, deren Brust während der Schwangerschaft scheinbar nicht an Umfang zunahm, haben jedoch mehr als ausreichend Milch.

Eine Mutter, deren Brust sich nicht voll anfühlt, hat wenig Milch

Falsch! Die Brüste müssen sich nicht voll anfühlen, um viel Milch zu produzieren. Es ist normal, daß sich die Brüste einer stillenden Frau weniger voll anfühlen, wenn sich ihr Körper auf die Bedürfnisse ihres Babys eingestellt hat. Das kann plötzlich schon zwei Wochen nach der Geburt der Fall sein oder sogar noch früher. Die Brust ist nie "leer" und produziert Milch, während das Baby daran saugt.

Stillen in der Öffentlichkeit ist eine Zumutung

Falsch! Eine Zumutung ist allerdings, daß Mütter, die ihre Babys stillen, erniedrigt und belästigt werden. Frauen, die versuchen, das Beste für ihre Kinder zu tun, sollten nicht durch anderer Leute Mangel an Verständnis gezwungen werden, zu Hause zu bleiben oder ihre Babys in Waschräumen zu stillen. Diejenigen, die dieser Anblick stört, brauchen lediglich den Blick abzuwenden. Kinder werden beim Anblick einer stillenden Frau nicht psychisch geschädigt. Im Gegenteil, sie können dabei etwas Wichtiges, Schönes und Faszinierendes lernen. Sie könnten auch lernen, daß Brüste nicht nur für Bierwerbung da sind. Andere Frauen, die ihre Babys zu Hause gelassen haben, wo sie mit der Flasche gefüttert werden, werden vielleicht dazu angeregt, das nächste Mal das Baby mitzunehmen.

Ein Kind bis 3 oder 4 Jahre zu stillen ist unnormal und schlecht für das Kind, weil daraus eine überstarke Abhängigkeit zwischen Mutter und Kind resultiert

Falsch! Stillen bis zum Alter von 2 - 4 Jahre war in den meisten Kulturen der Normalfall, seit Beginn des menschlichen Lebens auf der Erde. Erst etwa in den letzten 100 Jahren wurde das Stillen als etwas angesehen, dem eine Grenze gesetzt werden muß. Kinder, die bis ins dritte Lebensjahr gestillt werden sind nicht übermäßig abhängig. Ganz im Gegenteil, sie neigen dazu, sehr selbstsicher und damit unabhängiger zu sein. Der Schritt zum Abstillen geht vom Kind aus (mit sanfter Aufmunterung seitens der Mutter).

Eine Mutter, die das Baby einige Tage (Wochen) nicht mehr gestillt hat, sollte auch nicht mehr damit beginnen, weil die Milch sauer geworden ist

Falsch! Die Milch ist so gut wie immer. Die Milch in der Brust ist nicht mit Kuh- oder Flaschenmilch zu vergleichen.

Wenn eine Mutter Sport getrieben hat, sollte sie nicht stillen

Falsch! Es gibt absolut keinen Grund, warum eine Mutter nach der sportlichen Betätigung nicht stillen sollte. Die Studien, die behaupten, daß Babys, die nach sportlicher Betätigung der Mütter gestillt wurden, quengelig waren, wurden nicht korrekt durchgeführt und werden von der täglichen Erfahrung Millionen von Müttern widerlegt.


Eine stillende Mutter soll weder eine Dauerwelle machen lassen noch ihr Haar färben

Falsch!

 

Stillen ist Schuld an allem

Richtig! Die Familienmitglieder, das Gesundheitspersonal, Nachbarn, Freunde und Taxifahrer werden dem Stillen die Schuld geben, wenn die Mutter müde, nervös, weinerlich oder krank ist, Schmerzen in ihren Knien hat, wenn sie schlecht schläft, wenn sie immer müde ist, wenn ihr schwindelig ist, sie blutarm ist, wenn sich ihre alte Gelenkentzündung (Migräne oder irgendein anderes chronisches Leiden) wieder bemerkbar macht, wenn sie sich über Haarausfall beschwert, ihre Sehfähigkeit zurückgeht, wenn sie Ohrensausen oder Hautjucken hat. Dem Stillen wird die Schuld gegeben, wenn es Eheprobleme gibt oder wenn die anderen Kinder sich nicht gut benehmen. Stillen ist Schuld daran, wenn die Hypothekenrate hinaufschnellt und die Wirtschaft den Bach runter geht. Und wenn auch immer etwas eintrifft, daß nicht in das Bilderbuchleben hineinpaßt, dann wird der Mutter von jedermann geraten, daß es besser sei, mit dem Stillen aufzuhören.


Autor: Dr. Jack Newman MD FRCPC
Originaltitel: "Breastfeeding Myths"
sinngemäße Übersetzung: Anke Maaß


Noch mehr „moderne Stillmythen“

Zwischen zwei Stillmahlzeiten sollten zumindest zwei Stunden verstreichen.

Damit wird das sofortige Reagieren auf die Hungerzeichen durch den Blick auf die Uhr ersetzt. Der steigende Bedarf an Milch kann nicht erfüllt werden. Zusätzlich können anatomische und physiologische Gegebenheiten häufigeres Stillen erforderlich machen. Wird nicht nach Bedarf des Babys gestillt, ist die Folge meist eine zu geringe Milchproduktion und häufiges Weinen des Babys. Das damit zusammenhängende Argument, dass halbverdaute und frische Milch zusammen Koliken auslösen würden, stimmt nicht. Es stammt aus einer Zeit, in der fast alle Babys Flaschennahrung erhielten, die nur in einem bestimmten Abstand gegeben werden durfte, damit sie den kindlichen Verdauungstrakt nicht überforderte. Muttermilch liefert Verdauungsenzyme mit, sodass diese Vermischung kein Problem darstellt.

Die stillende Mutter muss auf bestimmte Speisen verzichten.

Das Risiko von Koliken korreliert kaum mit der Art der mütterlichen Ernährung (Lawrence 1999). Wohingegen massive Ernährungseinschränkungen vielen Müttern das Stillen verleiden und damit zu vorzeitigem Abstillen führen können.

Der Nährstoffgehalt der Muttermilch reicht nach dem 3. bis 4. Lebensmonat nicht mehr aus.

Bei ausreichend ernährten Frauen wird die Gesamtkapazität der Milchproduktion in der Regel weit unterschritten (1). Wenn sich das Stillen gut eingespielt hat, besteht in den ersten sechs Lebensmonaten keine Notwendigkeit, andere Nahrung oder Flüssigkeit zuzufüttern. Im Allgemeinen zeigen Säuglinge im Alter von etwa sechs Monaten ein erstes Interesse an Beikost (4). Die Zusammensetzung der Muttermilch passt sich immer an die Bedürfnisse des Kindes an – z.B. Prätermmilch für die Frühgeborenen, Kolostrum für alle Neugeborenen, reife Muttermilch, die das Kind innerhalb von drei bis vier Monaten sein Geburtsgewicht verdoppeln lässt, Milch in der Abstillphase (ab Beikostbeginn) mit vermehrten Antikörpern, Laktoferrin, Lysozym und anderen Schutz- stoffen.

Mit einer Flasche am Abend schläft der Säugling besser.

Durchschlafen scheint ein wesentlicher Meilenstein in der Erziehung des Säuglings zu sein, es entspricht aber nicht den kindlichen Bedürfnissen. Eine vollwertige, gesunde und praktische Ernährungsweise (auch in der Nacht) wird so durch eine minderwertigere Nahrung ersetzt. Die abendliche Flasche verhindert die ausgiebigen Abend- und Nachtmahlzeiten die besonders effektiv den mütterlichen Prolaktinspiegel anheben und reduziert so unter Umständen ungewollt das Milchangebot des folgenden Tages.

 

(Quelle: http://www.springermedizin.at/artikel/14932-die-bedeutung-des-paediaters-in-der-stillzeit)